Petra: Weltwunder der Antike (+ Video)

Jahrhundertelang war Petra vergessen, heute ist die antike Felsenstadt Jordaniens nationaler Schatz und die bekannteste Touristenattraktion des Landes. Der Gatte und ich besuchten die antike Handelsmetropole im April 2019. Endlich!!! Denn schon ewig stand Petra auf meiner Orte-die-ich-unbedingt-besuchen-will-Liste.

Seit Ende der 1990er Jahre, um genau zu sein. Damals hatte ich das außerordentliche Vergnügen, die jordanische Königin Noor zu interviewen. Sie war als Botschafterin ihres Landes nach Berlin zur Internationalen Tourismusbörse gekommen, um für Petra zu werben. Das ist ihr gut gelungen – sie hatte mich „am Haken“.

Von Israel nach Jordanien

Wir nähern uns der Felsenstadt, die gern als achtes Weltwunder der Antike bezeichnet wird, von Süden. In Eilat am Roten Meer, Israels südlichster Stadt, haben wir übernachtet. Am frühen Morgen werden wir abgeholt und an den Grenzübergang zur jordanischen Nachbarstadt Akaba gebracht – eine Hochsicherheitszone. Leider dauert unsere Einreise nach Jordanien fast 3 Stunden. Warum? Keine Ahnung, man lässt uns warten. Ein verzichtbares Erlebnis!

Fahrt durch die Wüste

Entschädigt werden wir durch eine atemberaubende Fahrt durch die ebenso karge wie faszinierende Landschaft nach Wadi Musa, dem Nachbarort zur achäologischen Stätte. Wadi Musa bedeutet wörtlich „Quelle des Moses“. Der Legende nach brachte Moses hier durch einen Schlag auf den Felsen eine Wasserquelle zum Sprudeln; so soll er das Volk Israel bei seinem Exodus aus Ägypten mit Trinkwasser versorgt haben.

Erste Impressionen

Angekommen. Der Weg in den archäologischen Park führt zunächst durch das Besucherzentrum, wo wir unsere Tickets bekommen. Der Zweitagespass kostet 55 Jordanische Dinar, was etwa 65 Euro entspricht. Im Besucherzentrum gibt es ein Museum, Cafés, Restaurants und Souvenirläden. Wir halten uns nicht lange auf und wollen zügig weiter.

(c) visitpetra.jo

Durch den Sik zum Weltkulturerbe

Der einzige Zugang in die einstige Hauptstadt der Nabatäer, vor 2000 Jahren ein mächtiges Nomadenvolk, führt etwa 1,5 Kilometer durch den Sik, den Schacht – einen schmalen Canyon, den bis zu 100 Meter hohe Felsen säumen.

(c) Dimitris Vetsikas, Pixabay

In der Antike diente der Sik dem Schutz der Stadt und der Wasserversorgung Petras, das einst eine grüne Oase war und keine Wüstenstadt wie heute. Unser Reiseführer macht uns auf die Rinnen im Felsen aufmerksam, durch die das kostbare Nass einst floss. Sie waren Teil eines komplexen Wassermanagements.

Das Schatzhaus des Pharaos

Am Ende des Weges rückt das Wahrzeichen Petras wie eine Fata Morgana in den Blick: Khazne al-Firaun, das Schatzhaus des Pharaos. Der Name stammt von den Beduinen, die hier einen Schatz vermuteten. Tatsächlich ist das Monument ein Grabmal, wahrscheinlich erschaffen für den Nabatäerkönig Aretas IV. Rund 40 Meter hoch und mehr als 20 Meter breit, eines mächtigen Herrschers würdig. Die riesigen Dimensionen des Schatzhauses können Fotos kaum vermitteln. Wir haben das Gefühl, vor einem Wolkenkratzer der Antike zu stehen. Das gesamte Gebäude mit seinen hellenischen Kapitellen und Säulen wurde aus dem Felsen gemeiselt. In einem Stück. Wie die Nabatäer das geschafft haben, ein ewiges Rätsel!

Das Schatzhaus erzählt von der großen Bedeutung und dem einstigen Reichtum der Nabatäer-Metropole, die zu ihrer Blütezeit um die 30.000 Einwohner zählte. Wegen ihres Wassereichtums war Petra eine wichtige Station für die Händlerkarawanen, die hier Rast machten, ihre Vorräte auffüllten – und Zölle entrichteten.

In Petra kreuzten sich bedeutende Handelswege der Antike, darunter die legendäre Weihrauchstraße. Schon damals war die Welt global: Der Handel mit Luxusgütern wie Weihrauch, Seide und Gewürzen verband China, Indien und den Süden Arabiens mit Ägypten, Syrien, Griechenland und Rom. Die „Wallstreet des alten Arabiens“ – sie stand in Petra. Und sogar die Heiligen Drei Könige sollen hier Rast gemacht haben, als sie zu Jesus‘ Geburt mit Weihrauch, Gold und Myrrhe nach Bethlehem reisten.

Heute kreuzen sich hier die Wege der Touristen aus aller Welt. 2019 waren es mit uns rund 1 Million Menschen, die Petra besuchten. Rekord!

Wir laufen weiter und lassen den touristischen „Rummelplatz“ vor dem Schatzhaus hinter uns, wo sich logischerweise die meisten Besucher aufhalten. Der äußere Sik weitet sich nun zu einem breiten Tal. Je weiter wir uns vom Schatzhaus entfernen, desto besser „verlaufen“ sich die vielen Touristen.

Wir staunen über das gewaltige römische Theater, das im 1. Jahrhundert aus dem Felsen geschlagen wurde.

5.000 Zuschauer fanden auf den mehr als 40 Sitzreihen Platz. Was hier wohl gespielt wurde? Komödien? Tragödien? Im 4. Jahrhundert ereignete sich jedenfalls eine große Tragödie: Durch ein Erdbeben wurden das Theater und Teile der Stadt zerstört und verschüttet. 1961 haben Archäologen die Ruine entdeckt und wieder freigelegt.

Gegenüber erhebt sich die Königswand, die ihren Namen 13 momumentalen Grabmalen verdankt, die nebeneinander aus dem Fels gehauen wurden und sicher Königen zur letzten Ruhestätte bestimmt waren. Genau weiß man das nicht, denn die Nabatäer haben keine schriftlichen Zeugnisse hinterlassen.

Die Felsengräber zeigen einen kreativen Mix aus arabischen, griechischen und römischen Elementen. So schufen die Nabatäer ihren ganz eigenen Baustil.

Über viele Treppen klettern wir hoch zum Urnengrab, dem markantesten Grabmal an der Königswand.

Die riesige Fassade scheint auf uns zu stürzen. Wie winzig klein wir doch sind! Und enorm erfürchtig vor der Leistung der nabatäischen Baumeister und Steinmetze!

Vor allem aber haben wir von hier oben einen gigantischen Blick über das ganze Tal.

Wir kraxeln hinab ins ehemalige Zentrum der Nabatäer-Metropole. Zu unseren Füßen – der große Tempel.

Der riesige Gebäudekomplex, errichtet ab Ende des 1. Jahrhunderts, diente weniger dem Gebet, als vielmehr der königlichen Repräsentation. Er soll Teil eines Palastes für König Aretas IV. gewesen sein.

Wo heute die Reste von 120 Säulen inmitten von Geröll und kargen Felsen stehen, umgab einst ein üppiger Garten mit Wasserbecken den Palast – der Paradeisos. Wir können uns gut vorstellen, dass sich die Handelsreisenden der Antike nach tagelangen Ritten durch die Wüste hier im Paradies wähnten.

Unsere letzte Station auf unserer Wanderung ist Qasr al-Bint, der Palast der Pharaonentochter. So haben Beduinen den Monumentalbau am Ende des Tals getauft.

Tatsächlich handelt es sich um einen Tempel, der den nabatäischen Hauptgöttern geweiht war, sagt die Wissenschaft.

Es ist spät geworden. Wir verlassen den heiligen Bezirk. Durch die Reste des Temenos Tors, betreten wir die Cardo, …

… die einstige, noch heute säulenbestandene Hauptstraße im historischen Zentrum Petras. Hier wuselte früher das Leben der Metropole. Heute wuseln nur wir Touristen – und die Menschen, die vom Tourismus leben.

Fazit

Ein magischer Ort! Unbedingt sehens- und besuchenswert. Wir haben unsere Tour im Vorfeld bei einer israelischen Reiseagentur gebucht. Leider war nicht alles toll: Die lange Wartezeit an der Grenze – dafür kann die Agentur natürlich nichts – war blöd. Wir haben viel Zeit verloren. Das Hotel in Wadi Musa, ein ziemlich heruntergekommener Kasten, den es inzwischen nicht mehr gibt. Der jordanische Reiseleiter hatte recht schlechte Laune und absolvierte sein Programm eher lustlos, weswegen wir uns schnell selbstständig gemacht haben. Das alles rückt jedoch angesichts des großartigen Ortes und seiner faszinierenden Geschichte vollständig in den Hintergrund. Wir würden die Reise jederzeit wiederholen.

Tipp

Wer nach Petra fährt, sollte sich unbedingt mindestens zwei volle Tage Zeit nehmen. Wir hatten einen Nachmittag und einen Vormittag. Das war zu wenig! So haben wir nur einen Teil gesehen und beispielsweise eine der Hauptattraktionen, den Grabtempel Ad Deir, das sogenannte Kloster, nicht besuchen können. Wir haben es schlicht nicht geschafft, denn die Wege sind lang.

(c) naturfreund pics, Pixabay

Infos

Informationen zu Petra: Visitjordan, Felsenstadt Petra
Kamera, Schnitt, Text: Mario Melzer | Redaktion und Stimme: Bettina Melzer

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