Ein Bummel durch San Cristóbal de la Laguna
Mehr als 500 Jahre Geschichte, UNESCO-Weltkulturerbe, Bischofssitz, Universitätsstadt, bis 1723 Insel-Kapitale – La Laguna im Norden der Teneriffas hat viele Gesichter, von denen wir an diesem Sonnabend bei unserer Stippvisite einige entdecken wollen. Auf geht’s!

Schöne Altstadt
Schon von weitem fällt uns dieser Kampanile ins Auge. Der frei stehende Glockenturm der „Iglesia de la Concepción“ ist markanter Hingucker und Wahrzeichen der Stadt.

Er begegnet uns auf unserem Rundgang immer wieder, was auch an den schnurgeraden Straßen liegt, die Blickachsen von allen Himmelsrichtungen öffnen.

Schachbrett-Architektur
Fast 600 historische Gebäude besitzt La Laguna, doch verwinkelte Altstadtgassen finden wir hier nicht – wir erlaufen eine Stadt wie vom Reißbrett. Gegründet wurde sie Ende des 15. Jahrhunderts quasi auf der grünen Wiese von Alonso Fernandez de Lugo, dem Eroberer Teneriffas. In der klar strukturierten Anordnung der Straßen spiegelt sich der Geist der Renaissance.

Das schachbrettartige Straßenschema ist bereits auf dem ersten Stadtplan gut zu erkennen, den der italienische Ingenieur Leonardo Torriani im Jahr 1588 zeichnete. Noch heute könnten wir uns mit seiner Hilfe orientieren – und wir gingen nicht verloren! La Laguna wurde zum Vorbild für die Neue Welt: Städte wie Havanna oder Lima bildeten ihre Struktur nach.

Entspanntes Stadtleben
Wir erleben an diesem Sonnabendvormittag eine Stadt, die das Leben zu genießen versteht! Die zahlreichen Cafés und Restaurants sind gut besetzt, ein freier Tisch auf den vielen Außenterrassen ist kaum zu haben. Gemütlich und kommunikativ geht es hier zu!

Sehenswertes
La Laguna ist reich an Sehenswürdigkeiten. So erinnert beispielsweise die beeindruckende Kathedrale mitten im Zentrum daran, dass die Stadt seit 1818 den Bischofssitz inne hat.

Zur Kathedrale gesellen sich eine Menge Kirchen, Klöster, Paläste und Bürgerhäuser, spannende Museen, die alte Universität – die Liste an Sehenswertem ist ellenlang!

Ach, guck mal! Hier treffen wir sogar Papst Johannes Paul II (1920 – 2005). Auf dem Platz vor der Kirche „Iglesia de Nuestra Señora de la Concepción“ hat man ihm ein Denkmal gesetzt.

Gleich um die Ecke begegnen wir diesem hübschen Häuschen, das wirkt, als habe es sich in die Stadt nur verirrt und gehörte eigentlich auf’s Land. Wer wohl hier wohnt?

Casa Museo Gayetano Gómez Felipe
Wir landen eher zufällig in diesem Museum – und einen Volltreffer!

Das traditionelle Gebäude aus dem 18. Jahrhundert beherbergt eine riesige Sammlung, die davon erzählt, wie sich das Alltagsleben auf den Kanarischen Inseln bis heute gestaltet hat.

Das Haus war Familienwohnsitz des Sammlers Cayetano Gómez Felipe, der Anfang des 20. Jahrhunderts auf La Palma geboren wurde und 1978 in La Laguna starb.

Auf drei Ebenen gruppieren sich die Räume – typisch kanarisch – um einen Patio, einen begrünten Innenhof.

Die Sammlung des früheren Hausherrn ist riesig. Ihn interessierte einfach alles, was den Alltag vergangener Jahrhunderte und Jahrzehnte bestimmte. Hauptsache die Gegenstände stammten von den Inseln.

So bestaunen wir Gemälde, Skulpturen, Glas, Möbel, Stoffe, Kleidungsstücke, Schmuck, Fächer persönliche Erinnerungsstücke, Fotografieren und vieles mehr – wie diesen ulkigen Putto auf seinem roten Bettchen!

Ein ganzer Raum ist der wunderschönen kanarischen Keramik gewidmet.

Unseren Besuch beschließen wir im grünen Patio, wo uns das Museums-Café willkommen heißt.

Serviert werden Frühstücksleckereien ebenso wie Tapas und süße Verführungen, weswegen die Cafetería bei den Bürger*innen La Lagunas sehr beliebt ist. Wir hören fast nur Spanisch und haben den Eindruck, dass wir an diesem Nachmittag die einzigen Touristen sind, die hier einen „cafecito“ trinken.

La Laguna Gran Hotel
Ausdrücklich empfehlen möchte ich das La Laguna Gran Hotel am Rande der Altstadt, das in einem restaurierten Gebäude von 1776 eingerichtet wurde. In seiner mehr als 250jährigen Geschichte diente das Haus an der Calle Nava y Grimón unter anderem als Sitz einer Geheim-Regierung, als Tabakfabrik und als Ausbildungsstätte für Lehrer.

18. und 21. Jahrhundert unter einem Dach vereint: Das 4-Sterne-Haus besteht aus dem Altbau von 1776 und einem modernen Anbau, in dem sich unser Zimmer befindet. Sogar einen großen Pool auf dem Dach mit Sonnenterrasse besitzt das Hotel.

Der frühere Patio wurde überdacht und dient als ebenso stylische wie gemütliche Lobby. Perfekt für den Aperitif oder ein Glas am späteren Abend. Auf der Karte stehen feine kanarische Weine.

Ausflug ins Anaga-Gebirge
Direkt hinter der Stadt erheben sich die Hügel des Anaga-Gebirges. Dort wollen wir heute hin.

Es sind nur rund 10 Kilometer über eine kurvenreiche Straße bis zum „Mirador Cruz del Carmen“, dem Ausgangspunkt für unsere heutige Wandertour. Der Weg führt uns durch dichten Nebel; es kommt uns vor, als seien wir plötzlich im November gelandet. Doch tatsächlich sind Nebel und kühler Niesel, für die Passatwinde sorgen, Teil eines Mikroklimas, das ideal ist für das Gedeihen dichter Lorbeerwälder

Das Biosphärenreservat „Parque Rural de Anaga“ erstreckt sich über rund 15.000 Hektar und gilt als eines der ökologisch wertvollsten Gebiete der Kanareninsel. Seit fast 40 Millionen Jahren wachsen hier Lorbeerbäume.

Teneriffas älteste Lebewesen sind grün bemooste Fossile.

Im Lauf des Vormittags verziehen sich die Wolken, Sonnenstrahlen kommen durch und verwandeln den „Parque de Anaga“ in einen „Bosque encandado“, in einen Zauberwald.

Zurück am „Mirador Cruz del Carmen“ werden wir mit diesem weiten Blick über die Stadt bis hin zum Teide belohnt, dessen Spitze sich jedoch gerade hinter dem Wolkenband verbirgt.

Fazit
Wir haben Teneriffas zweitgrößte Stadt als jung, quirlig und ausgesprochen sympathisch erlebt. Leider hatten wir nur einen Tag zur Verfügung, weswegen wir nicht mehr als einen Eindruck mitnehmen konnten. La Laguna verdient jedoch deutlich mehr Aufmerksamkeit. Es gibt in der schönen Altstadt viel zu sehen und zu erleben, außerdem attraktive Unterkünfte sowie tolle Restaurants und Cafés.
Infos
- Info: Tourismusportal La Laguna, Parque Rural de Anaga
- Museum: Casa Museo Gayetano Gómez Felipe, das Museum auf Instagram
- Restaurant: Vinoteca La Reserva de Herradores
- Hotel: La Laguna Gran Hotel
