Breslau zur Weihnachtszeit

Im Advent haben wir in Breslau besucht, die Hauptstadt Niederschlesiens. 2016 war Wrocław Kulturhauptstadt Europas. Verdient. „WrocLove“, wie die Stadt an der Oder auch liebevoll genannt wird, bietet eine wunderschöne Altstadt, ein reiches Kulturleben und eine wechselvolle Geschichte; sie beglückt Kulturfreunde ebenso wie Romantiker, Fans von gutem Essen, leckerem Bier und originellen Cafés – kurzum: Es gibt viele Gründe, Breslau zu besuchen. Und das Beste: Die Stadt ist immer noch so etwas wie ein Geheimtipp. Und das, obwohl Wrocław nur etwa dreieinhalb Stunden von Berlin entfernt ist. „Overtourism“? Was war das noch gleich?

Dominsel (c) Bettina Melzer

Treffpunkt und zentraler Platz in der Altstadt ist der „Rynek“, der Ring. Prächtige Bürgerhäuser im Stil der Renaissance, des Barocks, der Gründerzeit und des Jugendstils säumen den weitläufigen Marktplatz, dessen Anfänge im Mittelalter liegen.

Der Rynek zu Beginn des 20. Jahrhunderts (c) Pixabay

Dazu muss man wissen: Breslau wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und danach wieder liebevoll aufgebaut. Eine fantastische Leistung, denn heute hat man den Eindruck, durch eine „echte“ Altstadt zu bummeln.

Weihnachtsmarkt am Rynek

Berühmt ist Wrocławs Weihnachtsmarkt, der als einer schönsten in Polen gilt. Mittelpunkt und Hingucker ist das dreistöckiges Märchenhaus.

Am Abend erklingen „Gloria in Excelsis Deo“ und andere Weihnachtsklassiker, gesungen von verschiedenen Chören. Und am 24. Dezember organisiert die Stadt direkt am Christbaum einen „Heiligen Abend für Einsame und Bedürftige”. Sehr sympathisch.

Das spätgotische Rathaus mit seinem 66 Meter hohen Turm gilt als einer prächtigsten in Polen. In den Gewölben werden im Schweidnitzer Keller (Piwnica Świdnicka) Gäste verwöhnt. Es ist eines der ältesten Wirtshäuser in Europa.

Schlemmen und genießen

An den Buden des Weihnachtsmarkts gibt’s natürlich den obligatorischen Glühwein und verschiedene Punschvarianten, mal mehr, mal weniger süß.

Und man kann sich in den Restaurants am Markt durch die polnische Küche futtern. Uns haben besonders „Pierogi“ – halbrunde Maultäschchen mit verschiedenen Füllungen – geschmeckt …

… und natürlich „Bigos“, das polnische Nationalgericht: Ein Schmortopf mit Sauerkraut, verschiedenen Sorten Fleisch und Wurst sowie Gemüse, der stundenlang kocht und mit jedem Aufwärmen noch besser wird. Ziemlich deftig und sehr lecker!

Bigos (c) Bettina Melzer

Originell fanden wir Surf &Turf auf polnisch: Marinierter Hering auf einer Wurstscheibe serviert mit einer feinen Senfsoße.

Die Zutaten für das Beste der polnischen Küche kaufen die Wrocławer in der großen Markthalle an der Ulica Piaskowa (Sandstraße) direkt an der Oder. Die Halle wurde 1906 erbaut und ist bis heute DER Treffpunkt für Schlemmer, Profi-, Alltags- und Hobbyköche. Allein die Auswahl an getrockneten Früchten und Pilzen beeindruckt.

Markthalle 1 (c) Bettina Melzer

Die polnische Küche ist eindeutig fleischorientiert. Außer am Heiligen Abend: Denn zur polnischen Tradition gehört ein fleischloses Menu. Serviert werden zwölf Speisen – für jeden Apostel eine – darunter Karpfen, Erbsen, Pilze, Mohn, Backobst und Reis. Jeder Gast probiert von jeder Speise. Traditionell bleibt an Heiligabend übrigens ein Platz frei: für einen unerwarteten Gast.

Fleischtheke (c) Bettina Melzer
Wurstvariationen (c) Bettina Melzer

Stadt der Zwerge

Wer durch Wrocław bummelt, stolpert immer wieder über winzige Zwergenfiguren: Die Krasnale, wie sie auf polnisch heißen, sind eine Touristenattraktion und wahrlich etwas Einmaliges. Mehr als 600 der putzigen Kerlchen aus Bronze „bevölkern“ die Stadt. Sie hängen von Laternen, stehen in Ecken, sitzen auf Fensterbänken. Je aufmerksamer wir durch Stadt gingen, umso mehr entdeckten wir.

Breslaus Zwerge (c) René Rauschenberger auf Pixabay

2001 tauchten die ersten Zwerge in Wrocław auf. Studenten der Breslauer Kunsthochschule hatten sich die Aktion einfallen lassen – eine Hommage an die Freiheitsbewegung der 80er Jahre, als in Breslau die sogenannte „Orange Alternative“ des Kunststudenten Waldemar Fydrych auf ihre Art gegen das Regime kämpfte: mit der Revolution der Zwerge. Die Gnome schlugen ein. 2004 beauftragte die Stadt den Künstler Tomasz Moczek mit der Fertigung von zwölf weiteren Zwergen. Seitdem wächst ihre Zahl unaufhörlich.

Motorradzwerg (c) lino9999 auf Pixabay

Fazit

Breslau hat uns ausgesprochen gut gefallen. Wir wollen im nächsten Frühsommer erneut hinfahren, um die Stadt in der wärmeren Jahreszeit kennen zu lernen.

https://visitwroclaw.eu/de/
Weihnachtsmarkt Breslau
Breslauer Zwerge

Blick über die Oder zur Dominsel (c) Bettina Melzer

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