Hauptstadt der Lebensfreude!
Eine quirlige Metropole an einem der längsten und schönsten Stadtstrände, die ich kenne. Entspannte, unglaublich freundliche Menschen. Spannende Architektur und fantastische Museen! Tolle Restaurants und Cafés. Großartiges Essen! Tel Aviv hat für ein verlängertes Wochenende viel zu bieten. Im Frühjahr 2019 erleben wir die inspirierende und lebensfrohe Stadt am östlichen Mittelmeer bereits zum zweiten Mal. Aus dem Hebräischen übersetzt, bedeutet Tel Aviv „Frühlingshügel“. Wie poetisch – und wie passend!
Frühsommer im April
Es ist Freitagvormittag. Unser erster Weg führt an diesem Morgen zum Zina-Dizengoff-Square, wo der Brunnen und die Straßencafés gut besucht sind und die Menschen das milde Aprilwetter genießen, das die Vorfreude auf den Sommer weckt.

Bauhaus in Tel Aviv
Der Zina-Dizengoff-Platz, benannt nach der Ehefrau von Tel Avis erstem Bürgermeister Meir Dizengoff, wurde Mitte der 1930er Jahre erbaut. Helle Bauhaus-Gebäude mit schön geschwungenen Linien säumen den rund angelegten Platz. Wir sind im Epizentrum der „Weißen Stadt“.





Tel Aviv ist ein Mekka für Bauhaus-Fans. Also für mich! Mehr als 4.000 Gebäude aus den 1930er Jahren sind in der Stadt erhalten.

Erbaut wurden viele der Häuser von Architekten, die als deutsche Juden vor dem Terror der Nationalsozialisten aus Deutschland nach Palästina geflohen waren, darunter auch Schüler von Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe. Sie brachten die neue Architektur mit und haben hier einen großen Schatz hinterlassen: Seit 2003 gehört Tel Avivs „Weiße Stadt“ zum UNESCO-Welterbe.



Treffpunkt Carmel Markt
Wir lassen uns treiben, folgen den Nachbarn und landen auf dem legendären Carmel Markt, dem größten Obst- und Gemüsemarkt in Tel Aviv, und – wie es scheint – DEM Treffpunkt im Kiez!

Täglich außer am Samstag, dem jüdischen Feiertag Schabbat, bietet der Markt eine reiche Auswahl an frischem Gemüse, Obst und duftenden Gewürzen, Fleisch und Fisch, Oliven, Nüssen, Gebäck, Halva, und, und, und… Nicht nur Hobby-Köche und -köchinnen finden hier, was sie für ihre Küche brauchen, man trifft auf dem Markt auch die Küchenchefs vieler Restaurants von Tel Aviv, die hier einkaufen – und natürlich Freunde und Bekannte!




Daneben gibt es allerlei Krempel und Klimbim, Souvenirs, Klamotten und Modeschmuck.

Restaurants, Cafés und Imbiss-Stände finden sich an den Marktecken. Wir schnabulieren uns von einem Stand zum nächsten. Lecker!


Music in The Air
Wer singt oder ein Instrument spielt, muss zum Carmel Markt. Dieser Freitagvormittag wirkt auf uns wie ein kleines Open-Air-Festival. Einer spielt Gitarre, ein anderer Klavier vor der Piano-Bar, und an der nächsten Ecke heizt die Bari Hard Big Band ihren Zuhörern temperamentvoll ein. Das Motto der Straßenkünstler lautet „ain’t nothing but a party“, nichts als Party.




Romantisches Neve Tzedek
In Tel Avivs ältestem Stadtteil, Neve Tzedek, geht es gemütlich, geradezu gemächlich zu. Wir bummeln durch die schmalen Gassen, stöbern in exklusiven Boutiquen, Nachbarn und Freunde treffen sich zum Schwatz im Café oder Bistro oder kaufen in einem der schönen Feinkostläden für den Abend ein.

Heute ist Neve Tzedek als Künstler- und Szeneviertel bekannt. 1887 wurde hier die erste jüdische Gemeinde außerhalb der alten Hafenstadt Jaffa gegründet. „Oase der Gerechtigkeit“ nannten die Neu-Bürger ihren schönen Stadtteil.

Farbenfroh präsentieren sich die alten Häuser, viele haben begrünte Innenhöfe und Dachterrassen. Ein Idyll inmitten der Metropole.





Flaneure am Rothschild Boulevard
Wir biegen auf den eleganten Rothschild Boulevard, der in Neve Tzedek beginnt – eine der Hauptmagistralen der Stadt und das vielleicht teuerste Pflaster Tel Avivs. Der Boulevard wurde Anfang des 20. Jahrhunderts als Allee angelegt. Heute ist er die Ausgeh- und Flaniermeile der Stadt.

Benannt ist die Straße nach Baron Edmond James de Rothschild, der als engagierter Zionist in den 1920er Jahren die „Palestine Jewish Colonization Association“ gründete. Rothschild investierte einen großen Teil seines Vermögens in die Entwicklung der jüdischen „Kolonie“ in Palästina – mehr als 50 Millionen Dollar soll er eingesetzt haben, um Juden eine neue Heimat zu schenken.

Elegante Stadtvillen und markante Bauhaus-Gebäude wechseln sich mit modernen Wolkenkratzern ab.

Auf dem begrünten Mittelstreifen stehen etliche, zum Teil historische Kioske, die Snacks und Espresso für’s Stadtpicknick anbieten.





Kunst und Kultur: Tel Aviv Museum of Art
Sonnabend. Der Schabbat bringt die Stadt zur Ruhe. Viele Cafés und Restaurants sind heute geschlossen, Busse und Taxen stellen am Feiertag den Betrieb ein. Doch Museen haben geöffnet. Teil eines modernen Kulturzentrums mit Theater und Bibliothek ist das wunderbare „Tel Aviv Museum of Art“ – an diesem Tag ist das Haus gut besucht. Vor allem Familien mit Kindern treffen wir.

Das Museum, das Bürgermeister Dizengoff Anfang der 1930er Jahre gründete, wechselte einmal den Standort und wurde mehrfach erweitert. Zuletzt kam das spektakuläre „Herta & Paul Amir Building“ des amerikanischen Architekten Preston Scott Cohen dazu, das 2011 mit einer Anselm-Kiefer-Ausstellung eröffnete.

Das Museum besitzt eine beeindruckende Sammlung zeitgenössischer Kunst und zeigt bedeutende Werke der wichtigsten Stilrichtungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Großen Wert legt das Museum darauf, israelischen Künstlern Raum zu geben.

Genuss-Hauptstadt
Es gibt ja viele Gründe, nach Tel Aviv zu reisen. Einer ist definitiv die vielfältige Küche des Landes, die sich aus vielen Quellen speist. Da sind einerseits die traditionellen Gerichte der Levante-Region, andererseits die kulinarischen Erinnerungen, die Juden aus der Diaspora mitbrachten und bewahrten. Im Einwandererland Israel leben Menschen aus mehr als 60 Nationen. Das schmeckt man!



Den Tag beginnen wir im gemütlichen Landwer Café an der Dizengoff Straße, nur wenige Meter von unserem Hotel entfernt.


Der Gatte bestellt ein Omelette im Sandwich und ich mein Lieblingsfrühstück in Israel: Shakshuka. Versunkene Eier in einer pikanten Tomaten-Zwiebel-Paprikasoße. Sehr köstlich!


Bei unseren kulinarischen Streifzügen durch Tel Aviv folgen wir keinem Plan. Wir kehren ein, wo uns die Atmosphäre gefällt, meist in Bistros, und werden nicht enttäuscht. Im Gegenteil. Es schmeckt uns überall wunderbar. Speziell finden wir das Restaurant Keton, das seit 1945 klassische jiddische Küche serviert. Auf der Karte stehen Gefilte Fish, Kohlrouladen oder Matjes – viele der Gerichte haben osteuropäische Wurzeln und sind recht deftig für die Mittelmeerregion.





Cooler Lifestyle
Die Tel Aviver leben gern draußen, wann und wo es immer geht. Das gilt auch und besonders für den Schabbat: Die Menschen treffen sich mit Kind und Kegel zum gemeinsamen Grillen in den Stadtparks oder am 14 Kilometer langen Stadtstrand von Tel Aviv.

Hier tummeln sich die Sonnenanbeter von früh bis spät, treiben Sport, faulenzen oder treffen sich mit Freunden in einer der vielen Strandbars. Wir schnappen uns an diesem Schabbat-Nachmittag die letzten freien Liegestühle am proppevollen Strand und schauen dem Treiben zu.

Fazit
Bei den Israelis heißt es in einem Sprichwort: In Jerusalem wird gebetet, in Haifa gearbeitet und in Tel Aviv gelebt. Dem ist nichts hinzuzufügen. Tel Aviv, das ist Lebensfreude pur! Hoch ansteckend!
Info: Visit Tel Aviv
Museum: Tel Aviv Museum of Art, Bauhaus Center Tel Aviv
Hotel: The White House Hotel (direkt am Dizengoff-Platz), Dizengoff Sea Residence
Markt: Carmel Markt
Gastro: Landwer Café, Jewish Bistro Keton
Rezept: Shakshuka
