Berlins Großer Tiergarten

Wir haben einen wunderbaren, gastfreundlichen Nachbarn, der sich fast täglich in neuem Gewand zeigt, weswegen wir ihn gern und häufig besuchen. Grün ist er, mehr als 200 Hektar groß und Deutschlands zweitgrößte innerstädtische Grünanlage: Im Großen Tiergarten in Berlin schlägt das grüne Herz der Hauptstadt, hier atmet ihre grüne Lunge.

Wir haben das Glück, nur wenige Meter vom Tiergarten entfernt zu wohnen. Gerade jetzt, wo Corona unsere Bewegungsfreiheit stark einschränkt, sind wir besonders dankbar für „unseren“ Stadtpark.

Denn hier dürfen wir hin – und die Natur genießen. Wir erleben gerade täglich, wie der Frühling aus allen Knospen springt. Fast surreal schön ist das!

Ein Ort zum Entspannen

Der Tiergarten ist Berlins grünes Wohnzimmer. Hier gehen wir Bürger spazieren, skaten, joggen, radeln, oder wir liegen einfach nur faul in der Sonne. Hier treffen wir uns zum Picknick, Ballspielen, Tai Chi oder um einfach abzuhängen und die Seele baumeln zu lassen. Die großen Wiesen im Park und die Ufer des Landwehrkanals laden zum Verweilen ein.

Grüne Lunge mit Geschichte

Berlins ältester Park wurde 1527 zum Jagen angelegt – ganz in der Nähe des Berliner Stadtschlosses. So hatten es die Kurfürsten nicht weit, um ihrem „Hobby“ nachzugehen.

Der Tiergarten wurde eingezäunt, man setzte gezielt Wildtiere aus, damit die kurfürstliche Jagdgesellschaft immer einen Hirschen, ein Reh, ein Rebhuhn oder einen Hasen vor der Flinte hatte. So machte das Jagen damals – im 18. Jahrhundert – Freude.

Preußenkönig Friedrich I ließ den Boulevard Unter den Linden nach Westen verlängern. So schuf er eine grüne Verbindung zwischen dem Stadtschloss in Mitte und dem Schloss Charlottenburg im heutigen Westen der Stadt. Damals lag Charlottenburg noch weit außerhalb Berlins.

Photo by Adam Vradenburg on Unsplash

Ein Park für alle

Friedrich II, genannt der Große, war ein Schöngeist und kein Fan der Jagd. So ließ er die Zäune einreißen und beauftragte seinen Lieblingsarchitekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, den Tiergarten zum Lustpark, zum „Parc de Berlin“, für die Bürger der Stadt zu gestalten. 1741 war das.

Sein heutiges Gesicht als Englischer Landschaftspark erhielt der Tiergarten durch den berühmten Gartenbauer des 19. Jahrhunderts Peter Joseph Lenné, den die Berliner „Buddelpeter“ nannten – wegen seiner vielen Aktivitäten in Preußens Garten- und Parklandschaften. Als Lenné den Auftrag für den Tiergarten übernahm, war er übrigens noch Gartengeselle im Park von Schloss Sanssouci in Potsdam.

Tiergarten im Frühling

Ich liebe den Tiergarten zu jeder Jahreszeit. Jedoch im Frühling, wenn sich dieses zarte Grün zeigt, verzaubert mich unser Nachbar ganz besonders.

Ach, einfach schön und berührend!

Wasserwege

Sanft geschwungene Teiche und Wasserwege durchziehen den Großen Tiergarten und bieten uns immer wieder neue Eindrücke.

Auch sie gehen auf Peter Joseph Lenné zurück.

Der größte und längste Wasserweg ist der Landwehrkanal, der Mitte des 19. Jahrhunderts als Entlastungskanal für die Spree angelegt wurde. Die Stadt war schnell gewachsen, die Spree reichte als Transportweg nicht mehr aus. Heute sind vor allem Ausflugsschiffe und Privatboote auf dem Landwehrkanal unterwegs.

Stadtrundfahrt auf dem Wasser

Die dreistündige Brückenfahrt ist unsere Lieblingstour, die wir immer wieder gern mit Gästen unternehmen. Sie beginnt und endet an der Corneliusbrücke, ganz in der Nähe des Zoologischen Gartens, und führt vorbei an vielen Sehenswürdigkeiten Berlins und unter 64 Brücken hindurch.

Am Neuen See

Wer lieber selbst rudert, kann am Neuen See ein Boot mieten.

Zur Hochsaison im Sommer sind die markanten rot-weißen Boote meist weg. Im Frühling haben wir schon mal Glück.

Den Bootssteg am Neuen See gab es schon vor mehr als hundert Jahren. 1908 hielt ihn der Berliner Maler Lovis Corinth auf seiner Leinwand fest. Wie sich die Bilder gleichen! Viel hat sich seither scheinbar gar nicht geändert. Das Gemälde hängt übrigens in der Mannheimer Kunsthalle.

Genuss im Tiergarten

Der Bootsverleih gehört zum Café am Neuen See, einem der schönsten und romantischsten Biergärten in Berlin. In der warmen Jahreszeit ein beliebter Ort, um Freunde zu treffen, einen Sonntagsbrunch einzunehmen oder Pizza und Feierabendbier mit Blick auf’s Wasser zu genießen. Momentan wird das Restaurant um- und ausgebaut.

Das Teehaus im Englischen Garten ganz in der Nähe von Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten, ist ein eleganter Platz, um sich ein wenig wie eine britische Landadelige zu fühlen.

Auf der schönen Terrasse unter dem Reetdach werden Grill- und Sommergerichte serviert. Die Speisekarte wechselt häufig, Frisches und Regionales dominieren. Es gibt außerdem einen Kiosk-Ausschank, wo der Gast direkt kauft und seine Schorle selbst zum Tisch trägt.

1954 öffnete der Schleusenkrug an der Tiergartenschleuse seinen Gastgarten, der nur wenige Schritte vom Bahnhof Zoo entfernt liegt. Hier bestellt man am Ausschank. Getränke nehmen wir selbst mit an den Tisch, das Essen wird gebracht.

Ein idealer Platz für Trainspotter. S-Bahnen, ICE, Regionalzüge und auch mal Spezialfahrzeuge – auf dem Weg zum Hauptbahnhof fahren sie alle über die Brücke an der Schleuse.

Wann immer wir im Tiergarten unterwegs sind, es grüßt Else – die Goldelse. So heißt die Viktoria-Statue auf der Berliner Siegessäule im Volksmund, die den verkehrsumflossenen Mittepunkt des Parks bildet. Und wir winken zurück.

Fazit

Kurz und knapp: Der Tiergarten ist einer unserer Lieblingsorte in Berlin. Das große, grüne Paradies um die Ecke zu wissen, empfinden wir als besonderes Privileg. Wer nach Berlin kommt, sollte hin. Unbedingt!

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