Noble Schönheit: Padua

Eine der ältesten Städte Italiens!

Gerade mal 30 Kilometer ist die Provinzhauptstadt Padua von Venedig entfernt. Die Nähe zur „Serenissima“ hat Folgen. Denn natürlich ziehen die Besucherströme an der alten Universitätsstadt vorbei hin zur viel prominenteren Lagunenstadt. Unser Eindruck: Den Paduanern scheint es ganz recht zu sein. So haben sie ihre schöne Stadt fast für sich. Vom Overtourism, der Venedig so sehr plagt, sind sie definitiv verschont. Und wir als Besucher dürfen uns wie gern gesehene Gäste fühlen. Wie schön!

Eine lebendige Studentenstadt

Rund 200.000 Menschen leben hier. Mehr als 60.000 sind Studierende! Glückliches Padua! Die jungen Leute bringen Pep ins Tag- und Nachtleben – und sie halten die Stadt frisch.

In diesem Jahr feierte die Università degli Studi di Padova ihr 800-jähriges Bestehen; nach Bologna zählt Paduas Uni zu den ältesten des Landes. Gefühlt ist in jedem zweiten Palazzo ein Institut zu Hause. Schöner Studieren geht kaum!

Seit 1493 ist der ehrwürdige Palazzo Bo das Hauptgebäude und Zentrum der Universität. So bedeutende Wissenschaftler wie Galileo Galilei standen hier an der Lehrkanzel. 18 Jahre verbrachte Galileo in Padua – hier entdeckte er die Jupitermonde und Saturnringe, hier entwickelte er die These, dass sich die Erde um die Sonne dreht und mitnichten der Mittelpunkt des Universums ist!

Aperol – ein gebürtiger Paduaner

Man nennt ihn zwar auch Veneziano, doch tatsächlich wurde der Aperol in Padua erfunden. Von den Brüdern Luigi und Silvio Barbieri, die einen neuen, leichten Aperitif kreieren wollten. 1919 war das. Ihre Mixtur kam an: Mit seinem kräftigen Orange, den Kräuteraromen und seinen dezenten Bitternoten wurde Aperol schnell zum Hit. Der „Spritz“ kam in den 1950er Jahren dazu. Seither sorgen Prosecco oder Soda für das schöne Prickeln im Glas.

Pilgerziel

Unser Hotel liegt praktisch um die Ecke, und so führt unser erster Gang an diesem Nachmittag direkt zur Basilica di Sant’Antonio, die die Reliquien des Heiligen Antonius von Padua besitzt. Antonio werden zahlreiche Wundertaten zugeschrieben, und so wurde er nur elf Tage nach seinem Tod heiliggesprochen. Rekordverdächtig! So fix war Rom sicher selten.

Zwar steht die Stadt im Schatten ihrer megaberühmten Schwester Venedig, doch dank Sant‘ Antonio ist Padua einer wichtigsten Wallfahrtsorte Italiens. Millionen Gläubige kommen jedes Jahr.

Die Türme und Kuppeln der romanisch-gotischen Basilika beherrschen das Stadtbild. Sie weisen uns den Weg und bieten Orientierung.

Autofreie Innenstadt

Wir bummeln durch das historische Zentrum. Autos sehen wir kaum. Die meisten der schmalen Altstadtstraßen und -gassen sind Fußgängern und Radlern vorbehalten.

Ein Spaziergang durch die Jahrhunderte einer der ältesten Städte Italiens. Angeblich wurde Padua rund 1.000 Jahre vor Christus von einem Trojaner gegründet. Ob das stimmt? Sicher ist, dass hier im vierten vorchristlichen Jahrhundert ein Fischerdorf entstand. Heute prägen noble Palazzi das Stadtbild.

Stadt der Piazze

Wunderschöne Plätze laden uns zum Verweilen ein. Wie die Piazza della Frutta

… oder die Piazza delle Erbe (Platz der Kräuter) mit ihrem schönen Markt.

Gerade sind Porcini (Steinpilze) im Angebot. Aus dem Wald auf den Markt – zum Reinbeißen!

Auf der Piazza dei Signori fanden in früheren Jahrhunderten Ritterspiele und Turniere statt. Heute ist sie eine elegante Lounge mit Bars und Cafés, wo sich die Paduaner zum Aperitif treffen.

Beherrscht wird der Platz von einem Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert, der Torre dell’Orologio – ein Werk von Jacopo Dondi dall’Orologio, einem mehrfach Begabten, der als Arzt, Astronom und Maschinenbauingenieur wirkte. Was für eine Kombination der Talente!

So tickte die Welt damals: Das Zifferblatt zeigt die Erde im Zentrum. Darum herum gruppieren sich die Mondphasen, die Tage, die Monate und die Tierkreiszeichen.

Wir nehmen im Wein-Bistro UVA Platz und genießen ein kleines, feines Mittagessen. Mit Paccheri Benedetto Cavalieri ai tre pomodori (Röhrennudeln mit einer köstlichen Soße von drei verschiedenen Tomatensorten) …

… und Tagliatelle fatte in casa con ragù di Piemontese (hausgemachte Bandnudeln mit Piemonteser Fleischragout). Lecker! Zum Espresso danach wandern wir ein paar Ecken weiter – zu einer Institution!

Kaffeehaus-Legende

Das gibt es nur in Padua, im Caffè Pedrocchi: Einen Espresso aus 100 Prozent Arabica, gekrönt von einem Mix aus frischer Schlagsahne und kühlem Minzlikör, bestreut mit einer Prise Bitterkakaopulver. Der reizende Kellner empfiehlt: Bloß keinen Zucker reingeben, schon gar nicht umrühren, einfach wie serviert genießen! Recht hat der Mann!

Dieser Espresso bietet eine ausgesprochen überraschende Geschmackskombination!

Nun haben wir etwas mit dem französischen Schriftsteller Stendhal gemein, der hier so regelmäßig seinen Kaffee genoss, dass noch heute eine Gedenktafel an die Besuche des berühmten Literaten erinnert. In seinem Buch „Die Kartause von Parma“ schrieb er: „In Padua begann ich, das Leben auf venezianische Weise zu sehen, mit Frauen, die in Cafés saßen. Der ausgezeichnete Gastronom Pedrocchi, der Beste Italiens.“

1831 wurde die Kaffeehaus-Legende im Zentrum Paduas von Antonio Pedrocchi gegründet, der den Ehrgeiz hatte, das „schönste Café Italiens“ zu schaffen. Heute gehört das Haus zu den historisch bedeutendsten Kaffeehäusern Italiens – so wie das Café Florian zu Venedig.

Ach, nebenbei noch dies: Im Grünen Salon dürfen alle Platz nehmen und den Tag vertrödeln – ohne Konsumzwang. Wie großzügig!

Von Gastfreundschaft verstehen sie etwas – im Café Pedrocchi!

Verbunden mit Venedig

Sie sind nicht auf den ersten Blick sichtbar, doch beim Bummel durch die Stadt entdecken wir, dass auch Padua etliche Wasserwege besitzt – wie den romantischen Canale Piovego. Die gesamte Region Veneto durchzieht ein Netz aus Kanälen und schiffbaren Flüssen, und so ist Padua über das Wasser mit Venedig verbunden.

Prato della Valle

Wo einst eine Wiese im Tal wuchs – un prato della valle – steht heute Paduas feinste Stube. Mit ihren gigantischen 90.000 Quadratmetern ist die „Wiese“ einer der größten innerstädtischen Plätze Europas.

Imposant ist der Platz zudem: Angelegt als Oval, umgeben von einem Kanal, gesäumt von 78 Statuen, die bedeutende Persönlichkeiten der Stadt zeigen.

Am Prato wacht die Basilica Santa Giustina über das bunte Leben. Auf dem Foto sieht die Basilika putzig klein aus. Tatsächlich ist sie eine der größten Kirchen der Christenheit.

Der Drohnenflug zeigt, wie schön der Prato angelegt ist.

Video von Padova Urbs picta

Der Platz mit Cafés und Restaurants ist ein Treffpunkt am Abend. Wir nehmen hier den Aperitif und lassen den interessanten Tag ausklingen.

Fazit und Vorschau

Eine tolle Stadt! Lebendig und entspannt zugleich. Dem Genuss zugetan. Sehr sympathisch!

Achtung Cliffhanger: Was es hier an fantastischen Kunstschätzen zu sehen gibt, davon berichte ich im nächsten Beitrag.

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