Hauptstadt der Emilia-Romagna
So leer ist dieser Platz im Zentrum Bolognas eigentlich nie. Doch gerade ist ein Regenguss über der Piazza Maggiore niedergegangen und hat sie „leergefegt“. Die Passanten haben sich unter die berühmten Arkaden geflüchtet, das Pflaster glänzt und die strenge Schönheit der Architektur beeindruckt. Was für ein Empfang in der Hauptstadt der Emilia-Romagna!

Manhattan des Mittelalters
Dieser Aufstieg will kein Ende nehmen. Steil windet sich die Holztreppe hinauf zur Spitze des Torre degli Asinelli. Leicht schief steht der Turm an der Seite seines etwas kleineren, noch schieferen Partners, des Torre Garisenda. Zusammen bilden die Zwillingstürme von Bologna DAS Wahrzeichen der Stadt.

Fast 100 Meter und 500 Stufen sind es, bis wir den höchsten Punkt des mittelalterlichen Turms erreicht haben. Erbaut wurde der Torre von zwischen 1109 und 1119 – eine architektonische Meisterleistung!
Mutmaßlich war der „edle Ritter“ Gherardo Asinelli Bauherr. Der Mann muss ökonomisch ausgesprochen erfolgreich gewesen sein – so ein Turm kostete ein Vermögen. Und er war ein Prestigeprojekt. Nur die Reichsten der Reichen konnten sich diesen Luxus leisten.
Was den Superbetuchten dieser Welt von heute das Luxuspenthouse am Central Park in New York und die Mega-Yacht vor Monaco sind, das waren für die Patrizier Bolognas diese Wohn- und Wehrtürme! Mehr als 180 Geschlechtertürme soll Bologna im Mittelalter besessen haben – die Skyline glich ein wenig dem heutigen Manhattan. So erhielt Bologna den Spitznamen La Turrita, Stadt der Türme.

20 Türme stehen noch und dienen als markante Orientierungspunkte im Stadtbild – wie hier der Torre degli Asinelli am Ende der Via Ugo Bassi, Bolognas Einkaufsstraße.

La Rossa – die Rote
Geschafft! Wir sind oben und genießen diesen traumhaften Blick über Bolognas Altstadt.

Rote Ziegeldächer, rote Gebäude fallen ins Auge. Deshalb wird Bologna La Rossa genannt, die Rote. Aber auch, weil Bolognas Bürgerinnen und Bürger politisch eher links stehen und daher traditionell rot wählen.

Die kleine Kapelle aus rotem Backstein – ein architektonisches Schmuckstück, dem wir zufällig bei unserem Spaziergang durch die Altstadt begegnen.

La Dotta – die Gelehrte
Bologna verdankt den Beinamen La Dotta ihrer traditionsreichen Universität. Ende des 11. Jahrhunderts, im Jahr 1088, wurde sie gegründet – es ist die älteste Universität Europas. Den Anfang machte eine Art Schule des Rechts. Heute besitzt die Università di Bologna – Alma mater studiorum mehr als 30 Fakultäten, an denen über 80.000 Wissensdurstige und Bildungshungrige studieren.

Palazzo dell’Archiginasio
Wir besuchen den prachtvollen Palazzo dell’Archiginnasio, der von Mitte des 16. Jahrhunderts bis Anfang des 19. Jahrhunderts Zentrum und Hauptsitz der Universität war. 2013 feierte Bologna seinen 450sten Geburtstag.

Zwei Etagen, die einen schönen Innenhof umschließen, besitzt das Gebäude.

Auffallend sind die vielen Wappen und Inschriften, die im Laufe der Jahrhunderte an allen Wänden, Gewölbedecken und Treppenhäusern angebracht wurden.

Sie erzählen von den Menschen, die das universitären Leben über drei Jahrhunderte prägten: Der Stammbaum der Universität.


Anatomisches Theater
Schöner Medizin studieren: In der oberen Etage wartet das Teatro anatomico von 1637 auf Besucher von heute. Hier wurden die Studenten in Anatomie unterrichtet; auf dem Marmortisch in der Mitte fanden die Sektionen statt.

Architekt Antonio Levanti nutzte für den Raum ausschließlich Tannenholz. Angeblich absorbierte das Holz die Gerüche, die bei den Sektionen entstanden.

Prächtige Stadtbibliothek
Auf der gleichen Etage empfängt die imposante Stadtbibliothek Bolognas Bibliophile und Leseratten. Mehr als 850.000 Bände besitzt die Biblioteca Comunale dell’Archiginnasio, wie sie offiziell heißt. Dazu kommen wertvolle Handschriften und eine Sammlung von Briefen prominenter Bologneser Bürgerinnen und Bürger.

Bolognas Arkaden
Der Palazzo del Podestà, einst Sitz der Stadtverwaltung. Im Jahr 1200 wurde mit dem repräsentativen Bau an der Piazza Maggiore begonnen. Was verbindet dieses ikonische Gebäude mit vielen ganz „normalen“ in der Stadt? Es sind die Arkadengänge, die Bolognas Innenstadt auf fast 40 Kilometern durchziehen.

Trockenen Hauptes einen Espresso oder ein Glas Wein genießen – auch wenn es regnet. Die Arkaden des Palazzo del Podestà sind ein wunderbarer überdachter Outdoor-Salon und gefragter Treffpunkt zu jeder Tageszeit.

Ein kilometerlanges Weltkulturerbe! Seit 2021 stehen Bolognas Laubengänge auf der Liste der UNESCO.

Schöner Shoppen: Viele alteingesessene Läden finden sich in den Arkaden.

Geschäfte, wie wir sie aus Berlin nicht kennen, wo es – gefühlt – fast nur noch Ketten gibt.

So macht der Schaufensterbummel Entdeckerfreude.

La Grassa – die Fette
Auch das gibt es bei uns nur selten: Kleine Tante-Emma-Läden, die Frisches, Eingemachtes und Aufgeschnittenes, feine Öle, Essige, Weine und vieles mehr verkaufen. In Bologna ist das Angebot an solchen Geschäftchen riesig. Eindeutig: Die Bologneser sind Genießer, die sich selbst und ihren Gästen kalorienreiche Köstlichkeiten mit Leidenschaft servieren. Kein Wunder, dass die Stadt auf den Beinamen La Grassa hört, die Fette.


Ein Gericht gibt es garantiert auf keiner Speisekarte der Stadt: Spaghetti Bolognese! Das traditionelle Ragù alla Bolognese wird niemals auf Spaghetti gegeben, sondern zu Tagliatelle serviert, zu Bandnudeln.
Die Mortadella ist hier zu Hause – und heißt einfach „Bologna“ – köstlicher Schinken aus der Nachbarstadt Parma ist im kulinarischen Angebot, Tortellini und Tortelloni in unzähligen Variationen. Auch die grüne Lasagne hat ihre Wurzeln in Bologna. Deftig und gehaltvoll ist die Küche, zum Abnehmen sollte man nicht nach Bologna reisen!
Viele Geschäfte in den Altstadtgassen haben Tische im Freien aufgestellt und servieren ein affettato misto, eine Aufschnittplatte mit Salami- und Schinkenspezialitäten, Käse aus der Region oder einen Teller hausgemachte Tortellini. Dazu ein Glas Wein – So macht Fastfood Spaß.

Lecker!

La Verde – die Grüne
Bologna geht auch grün. Wir wohnen im Stadtteil Savena am Rand der Innenstadt, wo wir ein hübsches Ferienapartment gebucht haben. Stadtvillen stehen hier, umgeben von kleinen Gärten. Mit dem Bus sind es nur 10 Minuten bis zur Piazza Maggiore.

Um die Ecke laden die Giardini Margherita, die Gärten der Margherita, zu einer Jogging-Runde. Ein grünes Idyll mitten in der Großstadt.

Auf der Terrasse der kleinen Cafeteria treffen sich die Nachbarn am Sonnabend morgen zum Plausch bei Cappuccino mit Blick auf’s Wasser.

Fazit
So eine schöne, spannende Stadt! Bologna hat uns verwöhnt und verzaubert. Wir würden jederzeit wieder hinfahren!
Infos
- Tourismusportal: Bologna Welcome
- Turmbesteigung: Le Due Torri
Piazza di Porta Ravegnana, 40126 Bologna
täglich, 10 bis 17.15 Uhr (letzter Aufstieg), Tickets kosten 5 Euro - Universität: Palazzo dell’Archiginasio
Piazza Galvani 1/F, 40124 Bologna
Montag bis Sonnabend, 10 bis 18.00 Uhr, Tickets kosten 3 Euro - Sehenswert: Basilica di San Petronio
Corte de Galluzzi 12/2, 40124 Bologna
täglich von 8.30 bis 13.00 Uhr und von 14.30 bis 18.00 Uhr, Tickets kosten 5 Euro - Unterkunft: MySuitesHome-Bologna
Thank you, Madam for the beautiful pictures and informations about wonderful Bologna !
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Thank you so much for your feedback! Best, Bettina
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